Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag von Nadine Schaal von Tourcert.
Der Tourismus ist, wie kaum eine andere Branche, abhängig von Wetter und Klima. Reisende zieht es zum Sonnenbaden auf die Malediven, zum Tauchen ins Great Barrier Reef, zum Wandern nach Teneriffa und zum Skifahren in die Alpen. Doch was geschieht, wenn die Inselparadiese langsam im Meer versinken, das Korallenriff abstirbt, Waldbrände ganze Landstriche zerstören und im Winter der Schnee ausbleibt?
Klimatische Veränderungen beeinflussen in großem Maße die Wahl von Reisegebieten und die Inanspruchnahme von touristischen Leistungen. Sind in bestimmten Regionen die Winter zu warm und die Sommer zu trocken, dann weichen die Reisenden auf alternative Urlaubsziele aus. Was können Tourismusunternehmen also tun, um sich den Herausforderungen des Klimawandels zu stellen?
Wie trägt der Tourismus zum Klimawandel bei?
Im ersten Schritt müssen sich die Reiseindustrie und die Reisenden bewusst werden, dass sie einen erheblichen Anteil zu Treibhausgasemissionen beitragen und damit Mitverursacher des menschgemachten Klimawandels sind. Oft werden in den Zielgebieten Leistungen angeboten und in Anspruch genommen – Verpflegung, Unterkunft und Aktivitäten – die wenig umweltfreundlich sind.
Besonders gravierend wirken sich zudem die An-und Abreise per Flugzeug, Kreuzfahrtschiff oder PKW auf die Umwelt aus, da dabei Unmengen an Emissionen entstehen. Die wichtigsten Faktoren, die den Klima-Fußabdruck einer Reise bestimmen, sind daher die Distanz zwischen Ursprungs- und Zielgebiet sowie die gewählte Transportart.
Trotzdem geht der Trend immer stärker hin zu zahlreicheren Reisen bei kürzerer Aufenthaltsdauer. Nach wie vor dominieren die Nachfrage nach Langstreckenzielen, Kurzurlauben, Auto- und Billigflugreisen. Damit sägt sich der Tourismus im wahrsten Sinne des Wortes den Ast ab, auf dem er sitzt.
Welchen Effekt hat der Klimawandel auf die Reiseaktivitäten?
Die Auswirkungen des Klimawandels auf Reiseziele sind vielfältig. Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen können eine ganze touristische Infrastruktur zerstören und dafür sorgen, dass Touristen Angst davor haben, in die betroffenen Gebiete zu reisen. Hitzewellen wirken sich negativ auf den Städte- und Kulturtourismus aus und können neben Umsatzeinbußen einen erheblichen Imageschaden für ganze Regionen verursachen.
Besonders stark betroffen ist der Wintertourismus. Durch die steigenden Temperaturen verringert sich die Schneemenge und somit die Nutzungsdauer der Tourismusanlagen. In den tieferen Lagen der Alpen und der deutschen Mittelgebirge konnte beispielsweise bereits in den letzten 50 Jahren ein deutlicher Rückgang der Schneesicherheit beobachtet werden.
Doch es gibt auch positive Effekte – zumindest für manche Regionen. Wo es sonst oft zu kalt war, die Badesaison zu genießen, erhöhen steigende Temperaturen und geringere Niederschläge im Sommer die Attraktivität der Reiseziele. Klassische Urlaubsorte in der Mittelmeerregion werden dagegen durch die zunehmende Hitze mit Temperaturen über 40 Grad unbeliebter – Touristenströme verschieben sich also von Süden nach Norden.
Wie können wir uns auf die Veränderungen einstellen?
Der Klimawandel lässt sich nicht mehr komplett verhindern, allerdings können wir das Ausmaß und die Auswirkungen begrenzen. Dies erfordert, dass wir uns an die neuen Gegebenheiten anpassen, um weiter wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Die Schlüssel hierzu lauten zum einen Klimaschutz und zum anderen Klimaanpassung.
Während durch konsequenten Klimaschutz das zukünftige Voranschreiten des Klimawandels abgemildert werden soll, helfen Anpassungsmaßnahmen an klimatische Veränderungen dabei, mit den bereits jetzt spürbaren Folgen des Klimawandels fertig zu werden. So kann beispielsweise ein Skigebiet, das unter den Folgen der zunehmenden Schneeunsicherheit leidet, das Wegenetz für Wanderer ausbauen, um so die Neben- und Sommersaison zu beleben.
Entscheidend für eine erfolgreiche Anpassungsstrategie ist, dass zum einen genau analysiert wird, welche Auswirkungen der Klimawandel auf eine Region, einen Bereich oder eine Wirkungsstätte hat. Zum anderen ist es grundlegend wichtig, dass alle Beteiligten zu den Chancen und Risiken der Folgen des Klimawandels qualifiziert und sensibilisiert werden. Auf Basis eines individuell erarbeiteten Klimaanpassungskonzepts können dann Strategien entwickelt werden mit dem Ziel, die negativen Auswirkungen des Klimawandels abzumildern bzw. die positiven Auswirkungen gezielt zu nutzen.
Unser Projektpartner kate – Umwelt & Entwicklung hat dazu in Zusammenarbeit mit der Hochschule Eberswalde und gefördert durch Bundesumweltministerium (BMUB) mehrere Bildungsmodule in Form von E-Learnings entwickelt. Diese sollen insbesondere kleine und mittelständische Tourismusunternehmen für Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen sensibilisieren und erste Denkanstöße für die Entwicklung eines eigenen Klimaanpassungskonzepts liefern.
Wie kann ich mehr erfahren?
Die E-Learnings stellen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung. Senden Sie dafür einfach eine Mail an info@tourcert.org mit der Angabe Ihres Unternehmens und den Namen und E-Mailadressen der interessierten Personen. Im Anschluss erhalten Sie Ihre persönlichen Zugänge und können selbst bestimmen, wann und über welchen Zeitraum Sie die Module absolvieren.
Angesprochen werden kleine und mittelständische Tourismusbetriebe vor Ort, sowie Reiseveranstalter, die ihre touristischen Produkte in vom Klimawandel stark betroffenen Destinationen umsetzen. Die Teilnehmer werden motiviert, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und den eigenen unternehmerischen Bezug dazu festzustellen.
Gerne bieten wir Ihnen weiterführende Beratung in Form eines Workshops an, um das theoretische Wissen in praxisnahen Situationen umzusetzen. Die Inhalte werden individuell je nach Unternehmensart angepasst und nach den standortspezifischen Bedingungen ausgerichtet.
Lassen Sie uns gemeinsam die Anpassung an den Klimawandel angehen!